8. Januar 2020

Faszination Pferd

Ein Leben ohne Pferde?

Für den einen sind Pferde große, unheimliche Dinger, die es nur aus der Ferne zu bewundern gilt. Für die anderen sind Pferde ein Teil des Lebens, unverzichtbar, unbeschreiblich schön und stark, dabei sanft und freundlich. Diese Story ist von einem Menschen aus der zweiten Gruppe für diejenigen, welche nichts mit Pferden am Hut haben. 

Foto: © Gina S. Bresch

Wenn die Welt langsamer wird…

Auf dem Weg zum Pferd wird die Welt langsamer. Die Gedanken wandern zum Tier, man denkt an den Geruch, die Weichheit des Fells, die Augen und die Ohren, die einem so viel verraten. Angekommen beim Pferd ist man im Moment. Ein Gefühl von Ehrfurcht mischt sich mit Liebe, mit Dankbarkeit für alles, was dieses Wesen einem ermöglich, was es uns schenkt. Ein Pferd ist freundlich und offen. Es ist uns in der Regel zugeneigt, wenn es nicht vom Menschen verschreckt wurde. Es lässt uns in seine Nähe, es lässt uns auf seinen Rücken. Es vergibt uns Fehler, egal ob absichtlich gemacht oder durch Unwissenheit oder Unvermögen entstanden. Nichts ist so schön wie ein Ausritt in der Ruhe der Natur auf dem geliebten Pferd.

 

Pferde haben seit jeher den Menschen begleitet, durch Kriege getragen, Feldarbeit erleichtert. Heute werden sie noch in der berittenen Polizei genutzt, dienen als Kutschpferde oder werden in der tiergestützten Therapie eingesetzt. Hier und da gibt es auch heute noch Pferde, die im Wald Holzstämme rücken oder den ein oder anderen Acker bearbeiten helfen. Gerade in Deutschland werden Pferde mittlerweile jedoch hauptsächlich als Freizeitbegleiter und im Reitsport genutzt. 

Foto: © Gina S. Bresch

Foto: © Gina S. Bresch

Wenn die Welt langsamer wird…

Dabei hält sich hartnäckig das Vorurteil, dass der Pferdesport privilegierten Reichen vorbehalten ist. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass dieser Glaube oft falsch liegt. Ja, ein Pferd zu besitzen ist ein teures Hobby. Die Kosten, die es verursacht, wiegt ein Pferd dabei unendlich wieder auf. Für die meisten privaten Pferdebesitzer ist das Tier ein Teil der Familie, bester Freund, Wegbegleiter, treuer Gefährte, Mentor, Lehrmeister, Psychotherapeut und Burnout-Prävention. 

Dafür wird an allen anderen Ecken und Enden gespart und verzichtet. Fitnessstudio? Stall ausmisten. Neues Auto? Das alte fährt erst 17 Jahre und macht noch weitere 12. Größere Wohnung? Lieber bessere Pferdehaltung. Urlaub? Beim Pferd statt auf Mallorca. Shopping? Wenn überhaupt, dann Pferdezeug. Pferdebesitzer sparen sich das Geld für ihren Schützling vom Munde ab, setzen ihre Prioritäten zugunsten des Tieres und wissen dafür jede Sekunde mit dem Liebling zu schätzen. Manche von Ihnen sind sicher auch finanziell gut aufgestellt – aber alle sind reich im Herzen, wenn sie bei ihrem Pferd sind.

Foto: © Adobe Stock

Kinder & Pferde

Infiziert werden sie oft schon in jungen Jahren. Wer einmal infiziert ist, kommt nicht mehr von den Pferden los. Ein Leben ohne Pferde? Für mich unvorstellbar. Kinder, die mit und von Pferden lernen, werden in ihrer Entwicklung unterstützt, Konzentrationsschwächen werden abgebaut, die soziale Kompetenz erweitert. Sie lernen verantwortungsvoll mit einem Lebewesen umzugehen und was alles dazu gehört, wenn man ein Pferd zu versorgen hat. Während so mancher Jugendlicher „null Bock“ hat und bis mittags im Bett liegt, steht der junge Reiter schon um 7:00 Uhr auf der Pferdekoppel. Turnierreiter fahren im Dunkeln los, um pünktlich beim Wettbewerb zu sein. Da bleibt wenig Zeit für Dummheiten und Rebellionen – das kann ich ebenfalls aus eigener Erfahrung berichten. 

Was das Pferd uns zu geben vermag

Pferde machen uns zu besseren Menschen. Sie machen uns verantwortungsbewusster, aufmerksamer, gesünder, glücklicher. Wenn dir also das nächste Mal einer dieser verrückten Pferdemenschen begegnet, verstehst du seine Faszination vielleicht etwas besser. Pferde belohnen uns mit Gefühlen, die es sonst kaum auf einmal gibt:

– Vertrauen: Unter oder neben dir laufen gerade mehrere hundert Kilo reine Kraft.

– Freiheit: Wer schon einmal im Galopp über ein Stoppelfeld geflogen ist, der weiß – dieses Gefühl ist unbeschreiblich.

– Akzeptanz: Dieses Wesen interessiert sich nur für dich. Nicht für deinen Titel, dein Bankkonto, dein Aussehen oder deinen Besitz.

– Selbstvertrauen: Du bist in der Lage, diese Kraft und Ausdauer zu bändigen und zu lenken.

– Freundschaft: Du und dein Pferd – ihre seid mehr als nur Pferd und Reiter.

– Verantwortung: Das Wohl dieses Wesens liegt in deiner Verantwortung und du bist entscheidend für sein Leben.

– Liebe: Ein Elternteil weiß, wie es sich anfühlt, wenn das eigene Kind in die Arme läuft oder einen feuchten Kuss gibt. So ähnlich ist es, wenn dein Pferd wiehernd zu dir kommt oder dich mit seiner Nase anstupst. (Ja, echt.)  

 

Wenn du schon immer mal darüber nachgedacht hast, etwas mit Pferden zu machen oder sogar Reiten zu lernen – tu es! Wenn dein Kind gern zum Ponyreiten möchte – geht hin! Wenn dir ein Pferdemensch von seinem Hobby erzählt – hör zu!

Für mich gibt es kein vergleichbares Hobby, keine Welt, in der ich lieber unterwegs wäre und kein Problem, was nach einem Ausritt nicht weniger schlimm aussieht.

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